Die zwei wichtigsten Eigenschaften für erfolgreiches Social Business
Um Social Media richtig zu verstehen, muss man eines wissen: Es funktioniert nur, wenn man gibt.
Bei meinem Social Media Workshop am schönen Starnberger See vergangene Woche habe ich versucht, genau diese Botschaft bei meinen Teilnehmern immer wieder klar zu machen. „Die meisten Menschen denken, Social Media ist toll, weil man sich nehmen kann, was immer man will. Aber das ist zu kurz gedacht. Langfristig funktioniert das Netz nur, wenn man auch gibt.“
„Die meisten Menschen denken, Social Media ist toll, weil man sich nehmen kann, was immer man will. Aber das ist zu kurz gedacht. Langfristig funktioniert das Netz nur, wenn man auch gibt.“
Den meisten Lesern dieses Beitrags wird das klar sein. Ihr habt verstanden, dass das Geben ein essentieller Mechanismus des modernen Internets ist. Ihr gebt, indem Ihr eigene Inhalte erstellt, Eure Anerkennung durch Likes, Kommentare oder Shares zeigt, und Produkte, Orte oder Kollegen bewertet.
Für viele andere Menschen ist das aber ein komisches Konzept. Nicht die Kreation von Inhalten oder die Interaktion mit anderen Menschen im Allgemeinen, natürlich. Sondern die Reflektion ihres alltäglichen Verhaltens und die Übersetzung in die neue Sprache „Social Media“. Sie sind aufgewachsen mit uni-direktionalen Massenmedien, die nichts anderes als nehmen, nehmen, nehmen erlaubten. Die Möglichkeit, jetzt direkt mit anderen Lesern über die Inhalte oder – sogar noch „schlimmer“ – direkt an den Autor zurück zu kommunizieren, macht vielen Angst. Das alles auch noch live, in Farbe und mit Klarnamen. Als ich in meinem Workshop das Konzept der Digital Natives vs. Digital Immigrants erklärt habe, gab es gefühlt ein kollektives Aufatmen. Bei allen außer der 19-jährigen. Endlich gab es einen semi-wissenschaftlichen Grund für das Unbehagen, das viele meiner Teilnehmer rund um Social Media spürten.
Alle mit einbeziehen und dankbar sein
Wie bin ich also mit der Lurker-Einstellung meiner Workshop-Teilnehmer umgegangen? Genau so, wie ich auch während meiner Zeit bei Microsoft oder danach in Kundenprojekten eine positive und produktive Einstellung zu Social Media schaffte. Die (etwas klobigen) Schlagwörter heißen hier „Alle mit einbeziehen“ und „dankbar sein“. Meiner Meinung nach sind das die zwei wichtigsten Eigenschaften für ein erfolgreiches Social Business.
Mitarbeiter (oder meine Workshop-Teilnehmer) dazu zu zwingen, Social Media zu nutzen, funktioniert nicht. Einfach den technologischen und kulturellen Sprung auf eine neue interne Social Media Collaboration Plattform von meinen Mitarbeitern zu erwarten, ohne selbst in den Wandel zu investieren, funktioniert nicht.
Was funktioniert ist das: Um eine erfolgreiche und produktive Einführung eines neuen Kommunikationsmodells sicherzustellen, ist GEBEN der Schlüssel zum Erfolg. Unternehmen und Manager, die ein Enterprise Social Network einführen wollen, müssen erst geben, um später die Früchte ihrer Arbeit ernten zu können. Für den erfolgreichen Wechsel hin zu einer neuen internen Kommunikations- und Zusammenarbeitsplattform müssen Unternehmen zentrale Services aufbauen, die auf den Mehrwert für den einzelnen Mitarbeiter ausgerichtet sind.
- Jedes Unternehmen sollte in Social Media und Social Collaboration Trainings investieren. Und zwar für alle Level (Digital Natives, Digital Immigrants und Digitalverweigerer).
- Jedes Unternehmen sollte mindestens einen internen Community Manager ernennen. Idealerweise sollte er oder sie aus der Internen Kommunikationsabteilung kommen. Diese Person sollte verantwortlich für das Wachsen und Gedeihen der neuen internen Community sein, für eine positive Grundstimmung innerhalb der Community sorgen, unkompliziert und diskret Hilfestellung leisten und sie sollte dem Management dabei helfen, weg vom Management Blabla und hin zu authentischer Social Media Kommunikation zu kommen.
- Jedes Unternehmen sollte sicherstellen, dass es seinem Management genügend Zeit für Social Kommunikation und Social Collaboration einplant, als gutes Beispiel für die gesamte Organisation.
Es kommt auf die Einstellung an
Diese Maßnahmen müssen mit der richtigen Einstellung ausgeführt werden. Das bedeutet: Bei allem, was getan wird, sollten sich immer alle Mitarbeiter mit einbezogen fühlen und Dankbarkeit sollte auch im Alltag eine wichtige Rolle spielen. Es lässt sich zwar leicht sagen und schreiben, aber eine glaubwürdige Umsetzung ist alles andere als ein Kinderspiel. Man kann Menschen aufrichtig das Gefühl geben, sie sind auf der Reise ins Neue herzlich willkommen. Oder man entfremdet sie, weil sie die Unaufrichtigkeit hinter den Worthülsen und den leeren Gesten durchschauen. Dann fühlen sich Mitarbeiter nämlich als Belastung.
Ja, es wird viel Zeit in Anspruch nehmen. Ja, es wird manchmal an die Nerven gehen. Aber ist es das wert? Auf jeden Fall.
Mein Workshop letzte Woche war offiziell täglich von 9h-18h. Ich habe aber großen Wert darauf gelegt, dass ich die gesamte Woche während der Mittagspausen und nach dem Abendessen ansprechbar war. Ich habe eine Facebook Gruppe angelegt, damit wir uns einfacher (und nicht gleich ganz öffentlich) austauschen können. Ich habe darauf geachtet, dass ich immer alle mit einbezogen habe, und Dankbarkeit (und als Konsequenz daraus Anerkennung) ein wichtiger Teil jedes Abschnitts war. Ich habe die Fortschritte jedes einzelnen hervorgehoben, habe diskret und nicht wertend auf Fragen geantwortet. Ich habe versucht, jeden Tag zu motivieren und eine positive Grundstimmung in unserer Gruppe aufrecht zu erhalten. Ich habe aktives Community Management für meinen Workshop gemacht, online und offline. Dass alle Sätze in diesem Absatz mit „Mein“ oder „Ich“ anfangen, zeigt hoffentlich gut, was ich mit „Zuerst geben, dann nehmen“ meine.
Für Manager und Kommunikationsprofis sollte diese Herangehensweise eigentlich selbstredend sein. Aber ich höre leider immer wieder von Firmen und Personen, bei denen dies ganz und gar nicht zutrifft. Verängstigte Mitarbeiter, die sich als Belastung auf dem Weg zur Digitalen Transformation empfinden, schalten emotional ab, distanzieren sich von ihrer Arbeit und sind weniger produktiv.
Dass mein Leitsatz „Alle mit einbeziehen und dankbar sein“ funktioniert, sehe ich jeden Tag. Das Ergebnis meines Workshops: Elf Menschen, die ihre Scheu vor Social Media verloren haben und sich in einer sehr produktive Gruppe online austauschen. Zwei neue Start-Up Ideen, die Workshop-Teilnehmer nun mit Leidenschaft und dem nötigen Know-How weiterverfolgen. Und der finale Anstoß zur Geschäftsgründung einer weiteren Teilnehmerin.
Picture Credit: Gratisography.com
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