Clubhouse – Was steckt hinter dem Hype?
Wer noch nichts von Clubhouse gehört hat, kann sich hier nochmal unverbindlich kurz aufschlauen. Clubhouse ist DIE Live-Audio-Community-App, über die gerade alle Welt spricht und diskutiert.
Wie funktioniert Clubhouse?
Die App wirkt auf mich wie eine Mischung aus virtueller Konferenz und interaktivem Podcast über verschiedenste Themenbereiche und Branchen – von Sport über E-Commerce bis hin zu politischen Themen. Als User kann man dabei verschiedenen öffentlichen so genannten „Rooms“ beitreten, sich über ein vorab bestimmtes Thema informieren und mitdiskutieren. Ein „Room“ stellt dabei einen Audio-Chat oder Live-Podcast dar. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, einen „Private Room“ mit seinen Freunden zu erstellen, um einen eigenen Plausch zu halten.
Nachdem ich mir Clubhouse über den Apple Store heruntergeladen hatte, konnte ich mich registrieren. Nach einer Prüfung von Clubhouse, ob noch ein „Platz“ frei ist, habe ich eine private Einladung per SMS erhalten. Sofort habe ich einen starken, inneren Drang verspürt, die App auszutesten und mitzumachen. Wie tausende andere Menschen wohl gerade auch.
Kein Wunder: Durch die Marketingstrategie von Clubhouse, nur mit einer „exklusiven“ Einladung von Apple-Nutzern reinzukommen und damit eine künstliche Verknappung zu schaffen, ist der Anreiz umso größer.
Absurder Fun Fact: Da jeder User nur zwei Einladungen versenden darf, gibt es sogar bereits Angebote für Einladungen auf eBay, welche für bis zu 50 Euro ersteigert werden können. Einen krasseren Hype gibt es im sozialen Netz wohl gerade kaum.
Die Angst, etwas zu verpassen und nicht mitreden zu können, ist einfach groß. 😉 Und ich gebe zu: So ging es mir auch. Deshalb habe ich mir die App einmal genauer angesehen.
Nach erfolgreicher Anmeldung konnte ich zunächst meine Interessen angeben und mich mit Freunden, Experten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens vernetzen. Aufgrund des minimalistischen App-Aufbaus hatte ich schnell einen guten Überblick, wo was zu finden ist. Durch den täglichen „Welcome to Clubhouse“-Room um 13 Uhr bekommt man alle Features genau erklärt und bleibt so immer up to date was die App-Funktionalität angeht.
Was macht man also in Clubhouse? User nehmen verschiedene Rollen in einem der Audio-Chats ein. Moderatoren können die so genannten Rooms planen, starten, andere Nutzer auf die „Bühne“ holen und das Mikrofon virtuell an sie übergeben. Moderatoren beteiligen sich dabei auch aktiv an einer Diskussion.
Daneben gibt es die Zuhörer, die für Fragen oder Anmerkungen virtuell die Hand heben, um den Moderator auf sich aufmerksam zu machen. Im Gegensatz zu anderen Netzwerken können die Audio-Beiträge nicht kommentiert oder mit „Likes“ bewertet werden.
Über die App kann man sich mit seinen Kontakten und seinen Profilen auf Instagram, Facebook, TikTok oder Twitter verlinken.
Was macht die App aktuell so beliebt?
Gute Frage! 😊 Rein auf Sprache basiert kombiniert Clubhouse eine Online-Community mit Podcast-Plattform. Gerade für junge Menschen vereint die App damit mehrere Trends, die im Alltag äußerst beliebt sind – sich trotz räumlicher Distanz unterhalten, Geschichten erzählen, Stories anhören, Freundschaften vertiefen und mit interessanten Leuten vernetzen.
Den aktuellen Hype der App unterstützt auf jeden Fall, dass berühmte Persönlichkeiten wie Cro, Christian Lindner, Thomas Gottschalk, Caro Daur oder Joko Winterscheidt mit eigenen Rooms bereits Teil der Clubhouse-Community sind und oder in anderen Rooms aktiv sind und den Austausch zur Community suchen. So fühlt man sich den Stars gleich viel näher! 😉
Vernetzen ist dabei sicherlich ein zentrales Stichwort und eine Erklärung für die Beliebtheit der App: Gerade in der aktuellen Situation sind jede schöne Abwechslung und jeder Kontakt zu anderen Menschen mehr als willkommen – und sei es nur, die Stimme „am anderen Ende“ zu hören. Über die App kann man zum Beispiel zusammen Mittagspause machen, zusammen Meditieren oder sich über aktuelle Themen jeglicher Art austauschen.
Und dann ist da wie gesagt das Thema Exklusivität: Clubhouse ist bis jetzt nur für iOS Nutzern zugänglich. Jedoch soll sich dies in den nächsten Wochen oder Monaten ändern und die App zukünftig auch für Android User nutzbar sein. Zudem geht bereits das Gerücht um, dass sich bald jeder – auch ohne Einladung – anmelden kann.
Ob der Hype dann abflacht? Oder im Gegenteil die Nutzerzahlen dann noch mehr wachsen? Das wird man abwarten müssen. Dennoch will man nicht so lange warten müssen und so könnte die Marketingstrategie in der Tat aufgehen und der Run auf die App noch größer werden, sobald sie auch auf anderen Betriebssystemen verfügbar sein wird.
Zumindest scheint laut einer jüngst von der Mediaagentur OMD durchgeführten Umfrage ein knappes Drittel der Befragten Clubhouse über die Beta-Phase hinaus regelmäßig nutzen wollen.
Was wir uns als Agentur aber natürlich fragen: Wie interessant ist Clubhouse als Plattform für Unternehmenskommunikation und Teil einer digitalen Marketingstrategie?
Wie interessant ist Clubhouse für Unternehmen?
Clubhouse bietet Unternehmen eine neue und neuartige Plattform, das Personal Branding der unternehmenseigenen Führungskräfte, Evangelisten, Experten und Corporate Influencer zu präsentieren oder über Influencer die eigene Marke zu platzieren. Vorreiter sind beispielsweise Marken wie Edeka mit Themen rund um Lebensmittel und Rezepte, SAP rund um das Thema Recruiting oder Viva con Agua mit ihrer „Social-Sunday“-Session auf Clubhouse.
Von AMA-Sessions über Paneldiskussionen bis hin zu Live-„Sprechstunden“ bietet Clubhouse sicherlich ein großes Potenzial für Marketers, direkt in einen Dialog mit der jungen und kaufkräftigen Zielgruppe zu treten, die Macher von Clubhouse adressiert. Denkbar sind sicherlich auch Clubhouse-Sessions im Conversation-Format, Live Q&A, alternative Formen für Pressekonferenzen, Streitgespräche, Hilfestellungen oder erste unverbindliche Beratungsgesprächen zu Spezialthemen.
Klassische Business-Profile wie auf LinkedIn, Xing oder Facebook bietet Clubhouse nicht. So genannte Clubhouse Clubs ähneln Gruppen, die jedoch auf eine Anfrage hin durch das Clubhouse-Team aufgesetzt werden.
Die Planungen vom Clubhouse-Team, künftig eine Option für bezahlte Vorträge oder Podcasts in der App anzubieten, könnte dabei helfen, bei den Usern „Spreu von Weizen“ zu trennen. Denn Teilnehmer werden dann vorab Tickets erwerben, um in den jeweiligen „Room“ eintreten zu dürfen und dem Podcast zu folgen. So könnte eine gewisse qualitative Segmentierung vorgenommen werden.
Zurzeit bietet Clubhouse allerdings noch keine Möglichkeit für Unternehmen, Werbung zu schalten oder selbst Unternehmensprofile im Self-Service aufzusetzen. Dies könnte sich zukünftig aber noch entwickeln, wie beispielsweise bei TikTok.
Kritisch zu betrachten ist allerdings das immerwährende Thema Datenschutz. Viele Experten kritisieren die App, da Clubhouse auf die privaten Kontakte zugreift. Wer Clubhouse also dienstlich nutzen möchte, muss aufgrund der DSGVO sehr vorsichtig sein. Das Teilen von Kontaktdaten aus dem eigenen Adressbuch verlangt die Zustimmung der anderen Personen. Wer also per Clubhouse Adressdaten von Geschäftspartnern weitergibt, verletzt dabei unter Umständen Datenschutzrechte.
Darüber hinaus sollte beobachtet werden, welche Themen auf der Plattform künftig im Fokus stehen. Es gibt bereits jetzt schon viel Kritik darüber, dass die Clubhouse-Entwickler noch keine Regularien festgelegt haben, wie sie mit Rooms umgehen, die rechtsradikale, rassistische oder anti-feministische oder gar strafrechtlich relevante Themen behandeln, und wie sie diese untersagen können. Ansonsten könnte sich Clubhouse von einer begehrten, exklusiven Plattform ganz schnell zu einem virtuellen Ort von Außenseitern entwickeln, mit denen schon niemand als Privatperson in Verbindung gebracht werden möchte, geschweige denn der richtige Raum für Unternehmenskommunikation im weitesten Sinne ist.
Mein Fazit
Clubhouse ist auf keinen Fall zu unterschätzen und nur als Hype abzustempeln. Die App könnte eine neue Art der Kommunikation zwischen B2B- und B2C-Zielgruppen bieten. Auch weckt die App durch die private Einladung besonderen Reiz – und die User fühlen sich einer exklusiven Community zugehörig. Wie sich jedoch Aspekte wie Datenschutz und Umgang mit unangemessenen Inhalten entwickeln, bleibt abzuwarten. Daher raten wir: Beobachten, beobachten, beobachten und keinesfalls unterschätzen. Im Gegenteil: Warum nicht mal einen Testlauf starten, um sich selbst ein Bild zu machen.
Interesse oder noch Fragen? Let’s talk!
Wenn Du zu dem Thema mehr Informationen haben möchtest oder selbst auf Clubhouse aktiv werden möchtest, aber nicht weißt wie, dann melde Dich gerne ganz unverbindlich bei uns Lieblingsagenten. Wir stehen Dir gerne mit Rat und Tat zu Seite und freuen uns auf Deine Kontaktaufnahme.
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